Grabmal des königl. Revierförsters Franz Xaver Stiftler in Thyrnau

Das Schloss und der Ort Thyrnau im niederbayerischen Landkreis Passau beherbergen einige Schätze der Jagdkultur. Einer davon ist die Grabplatte von Franz Xaver Stifler (1767 – 1850), die von einem reichen und bewegten Leben des königlichen Revierförsters erzählt.

Im Schloss Thyrnau, wo seit 1902 fromme und stille Klosterfrauen des Zisterzienserordens leben, beten und kunstvoll Fahnen und Messgewänder sticken, versammelten sich in der Barockzeit fröhliche Jagdgesellschaften der Fürstbischöfe von Passau. Darunter waren so leidenschaftliche Hubertusjünger wie der Kardinal Leopold Ernst Graf Firmian, bekannt als „Nimrod im Purpurgewand“ (s. JiB 4/2019: https://www.jagd-bayern.de/fileadmin/_BJV/Jagd_In_Bayern/jib_2019_04/34-37_JiB_4_19__LJT_Fuerstbischoefe_Passau.pdf ). Er war es auch, der in Thyrnau einen ummauerten Hirschgarten anlegen ließ. Eine jagdkulturelle Exkursion nach Thyrnau sollte unbedingt auf den Friedhof an der Hofmarkstraße beim Lorettoplatz führen. An der Ostseite des Leichenhauses hängt eine Grabplatte aus Kalkstein, gefertigt von einem unbekannten, aber tüchtigen, bereits von der Neugotik beeinflussten Künstler des Klassizismus (Signatur „v. F.“). Oben zeigt sie ein Relief mit dem Heiligen Hubertus und seinem Hirsch, unten den Verstorbenen,wie er von Engeln sein Grab geleitet wird.
Die Inschrift erzählt vom Leben des Jägers, Zeugwarts – das ist der Verwalter der für die Organisation von Gesellschaftsjagden nötigen Vorrichtungen –, Geometers, Landwehrhauptmanns und königlichen Revierförsters Franz Xaver Stifler (1767 – 1850). Das Grabmal spiegelt eine von politischen Umbrüchen geprägte Zeit wider. Hauptmann und königlicher Revierförster Stifler diente in Thyrnau unterschiedlichen Landesherrn, nämlich vier Fürstbischöfen (bis 1803), darunter auch Kardinal Firmian, dem Großherzog von Toskana (1803– 1805), und schließlich den bayerischen Kurfürsten beziehungsweise Königen Max I. und Ludwig I. (1805 –1848).

GRABSTÄTTE

des gottselig entschlafenen Herrn

FRANZ XAVER STIFLER

königlicher Revierförster zu Thürnau, welcher am 5. November 1767 geboren

und am 3. März 1850 in ein besseres Leben überging, nachdem er 53 ½ Jahre

unter folgenden passauischen Fürsten, dem Kardinal Firmian, Auersperg,

Thomas Thun aus Thyrol, Fürst Thun aus Böhmen, dann beim Herzog von

Toskana, ferner bei den Kaisern Joseph und Franz von Österreich, Max Joseph

und Ludwig August, Regenten aus dem Königshause Bayern, als Jäger, Zeugwart,

Geometer, Landwehr-Hauptmann und Königlicher Revierförster seiner Pflicht getreu gedient.

PULVIS et CINIS (Staub und Asche)

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Foto: Peter Geins

E.J. Greipl

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Jagdkulturatlas Bayern